Was für ein Triumph! Peter Jackson hat sich mit Teil eins seiner
Verfilmung von J.R.R. Tolkiens "Hobbit" selbst übertroffen. "Eine
unerwartete Reise" verzaubert mit Humor und Poesie, überwältigt mit
gewaltiger Action, fesselt mit sensationeller Technik und begeistert mit
brillanten Stars. Ein Meisterwerk.
"Es gibt Filmemacher, die wollen gerne das Butterbrot der Realität abbilden. Ich gehöre nicht dazu. Ich hatte schon immer ein großes Faible für die Sahnetorte der Phantasie", sagte der neuseeländische Regisseur Peter Jackson einmal in einem Interview zu seiner "Herr der Ringe"-Trilogie.
Und für "Eine unerwartete Reise", den ersten von drei "Hobbit"-Filmen, der am Mittwochabend in New York vor wenigen ausgewählten Journalisten gezeigt wurde, hat Peter Jackson nun äußerst geschmackssicher erneut alle Zutaten zusammengerührt, die seine Fans von ihm erwartet haben: Opulente Bilderwelten, noch nie gesehene Spezialeffekte, unvergessliche Action-Sequenzen. Und nicht zu vergessen: Figuren, die sich J.R.R. Tolkien zwar vor gut 75 Jahren ausgedacht hat, die einem aber so vorkommen, als wären sie der ganz eigenen Phantasie entsprungen.
Der Film beginnt mit einem Prolog. Der zeigt zuerst, wie es dazu kam, dass der Drache Smaug den Zwergen ihren Schatz stahl, und endet dann mit einem schrecklichen Gemetzel zwischen den Zwergen und den Orks. Ein furchtbar martialischer Auftakt, den Peter Jackson wieder zu einem Schlachten-Tableau ausmalt.
60 Jahre später. Der Rauch hat sich gelegt, wir befinden uns im immergrünen Auenland. Dort bekommt der junge Bilbo Beutlin (Martin Freeman) überraschend Besuch von 13 Zwergen, die sich bei ihm - nach und nach - in seiner Höhlenwohnung einnisten. Angezettelt hat das der Zauberer Gandalf (Ian McKellen). Er hat Bilbo dazu auserkoren, den Zwergen dabei zu helfen, sich ihren geraubten Schatz wiederzuholen. Der Grund: Der Drache Smaug kann zwar Zwerge meilenweit riechen - nicht aber Hobbits.
Genau wie Tolkien lässt sich Jackson bei der Beschreibung des skurrilen Festmahls lange Zeit. Detailverliebt und mit viel Situationskomik stellt er so seine neuen Helden, angeführt vom Ober-Zwerg Thorin Eichenschild (Richard Armitage), vor.
Auf Nicht-"Herr der Ringe"-Liebhaber mag das mitunter etwas ermüdend wirken, eine berechtigte Kritik. Aber der Film ist ja auch nicht wirklich für sie gemacht. Erst nach rund 60 Minuten (von 166 Minuten) geht es also richtig mit den Abenteuern los. Und zwar recht drollig. Ein Troll hält Bilbo Beutlin für sein Taschentuch - und schnäuzt in den Hobbit hinein!
Das ist nur eine von diesmal sehr vielen humorigen Einlagen, die Jackson in die Handlung einstreut. Neu ist auch, wie massiv und brutal Gandalf ins Kampfgeschehen eingreift; er köpft auch schon mal den einen oder anderen Ork. Je weiter die Geschichte vorangetrieben wird, desto unheimlicher wirkt sie jedoch. Nach einer elegischen Pause im Elfenhort Bruchtal, steigert sich die Saga von einer atemberaubenden Action-Sequenz in die nächste.
Jackson spielt dabei virtuos mit den Dimensionen: So winzig die Zwerge wirken, so gigantisch die Trolle. Und in der Höhle der Orks - in der ein besonders widerliches Ork-Exemplar (Barry Humphries alias Dame Edna, der eine Mischung aus Jabba the Hutt und einer Riesenkartoffel gibt) das Sagen hat - stürzt der Zuschauer dank fabelhafter 3-D-Technik in abgrundtiefe Schluchten, um sich dann wenig später im neuseeländischen Landschaftpanorama wie in einer Western-Totalen zu verlieren.
Neben solchen Schauwerten, die alle Erwartungen des Aficionados erfüllen, überzeugt Jackson auch mit den Charakterzeichnungen seiner Hauptfiguren. Bei Thorin etwa deutet sich - ähnlich wie bei Aragorn in der "Herr der Ringe"-Trilogie - eine Entwicklung an; er wandelt sich vom rachsüchtigen Zwergenkrieger zum einsichtigen Führer. Auch Bilbo, den der brillant aufgelegte Martin Freeman als Kreuzung aus Couch Potato und Parzival spielt, besitzt Tiefe. Und Andy Serkis gewinnt selbst Gollum neue und verblüffende Züge ab.
Das Zusammentreffen von Gollum mit Bilbo am Ufer eines unterirdischen Sees ist dann auch eine der Schlüsselszenen der gesamten Tolkien-Saga. Dort findet Bilbo den magischen Ring, den Gollum verloren hat - und ein hochdramatisches Kammerspiel im Fantasy-Gewand entspinnt sich. Ian McKellen kam übrigens, nach eigener Aussage, bei dem Dreh an die Grenzen seiner Schauspielkunst. Wie er so tun musste, als sei er tatsächlich mit 13 Zwergen und einem Hobbit auf allerengstem Raum in einer Höhle zusammen - obwohl er in Wirklichkeit vor einem Green-Screen agierte - habe ihn fast zum Weinen gebracht, sagte der gefeierte Shakespeare-Darsteller.
Den Tränen nahe dürften ab kommender Woche auch viele Tolkien-Nerds sein. Denn Peter Jackson hat mit "Eine unerwartete Reise" den Standard in Sachen Fantasy-Film noch mal deutlich erhöht. Der erste Teil seines "Hobbit"-Epos glänzt mit unvergesslichen Bildern, er facht die Emotionen an und erschafft Momente voll verträumter Poesie. Ein Meisterwerk.
"Es gibt Filmemacher, die wollen gerne das Butterbrot der Realität abbilden. Ich gehöre nicht dazu. Ich hatte schon immer ein großes Faible für die Sahnetorte der Phantasie", sagte der neuseeländische Regisseur Peter Jackson einmal in einem Interview zu seiner "Herr der Ringe"-Trilogie.
Und für "Eine unerwartete Reise", den ersten von drei "Hobbit"-Filmen, der am Mittwochabend in New York vor wenigen ausgewählten Journalisten gezeigt wurde, hat Peter Jackson nun äußerst geschmackssicher erneut alle Zutaten zusammengerührt, die seine Fans von ihm erwartet haben: Opulente Bilderwelten, noch nie gesehene Spezialeffekte, unvergessliche Action-Sequenzen. Und nicht zu vergessen: Figuren, die sich J.R.R. Tolkien zwar vor gut 75 Jahren ausgedacht hat, die einem aber so vorkommen, als wären sie der ganz eigenen Phantasie entsprungen.
Der Film beginnt mit einem Prolog. Der zeigt zuerst, wie es dazu kam, dass der Drache Smaug den Zwergen ihren Schatz stahl, und endet dann mit einem schrecklichen Gemetzel zwischen den Zwergen und den Orks. Ein furchtbar martialischer Auftakt, den Peter Jackson wieder zu einem Schlachten-Tableau ausmalt.
60 Jahre später. Der Rauch hat sich gelegt, wir befinden uns im immergrünen Auenland. Dort bekommt der junge Bilbo Beutlin (Martin Freeman) überraschend Besuch von 13 Zwergen, die sich bei ihm - nach und nach - in seiner Höhlenwohnung einnisten. Angezettelt hat das der Zauberer Gandalf (Ian McKellen). Er hat Bilbo dazu auserkoren, den Zwergen dabei zu helfen, sich ihren geraubten Schatz wiederzuholen. Der Grund: Der Drache Smaug kann zwar Zwerge meilenweit riechen - nicht aber Hobbits.
Genau wie Tolkien lässt sich Jackson bei der Beschreibung des skurrilen Festmahls lange Zeit. Detailverliebt und mit viel Situationskomik stellt er so seine neuen Helden, angeführt vom Ober-Zwerg Thorin Eichenschild (Richard Armitage), vor.
Auf Nicht-"Herr der Ringe"-Liebhaber mag das mitunter etwas ermüdend wirken, eine berechtigte Kritik. Aber der Film ist ja auch nicht wirklich für sie gemacht. Erst nach rund 60 Minuten (von 166 Minuten) geht es also richtig mit den Abenteuern los. Und zwar recht drollig. Ein Troll hält Bilbo Beutlin für sein Taschentuch - und schnäuzt in den Hobbit hinein!
Das ist nur eine von diesmal sehr vielen humorigen Einlagen, die Jackson in die Handlung einstreut. Neu ist auch, wie massiv und brutal Gandalf ins Kampfgeschehen eingreift; er köpft auch schon mal den einen oder anderen Ork. Je weiter die Geschichte vorangetrieben wird, desto unheimlicher wirkt sie jedoch. Nach einer elegischen Pause im Elfenhort Bruchtal, steigert sich die Saga von einer atemberaubenden Action-Sequenz in die nächste.
Jackson spielt dabei virtuos mit den Dimensionen: So winzig die Zwerge wirken, so gigantisch die Trolle. Und in der Höhle der Orks - in der ein besonders widerliches Ork-Exemplar (Barry Humphries alias Dame Edna, der eine Mischung aus Jabba the Hutt und einer Riesenkartoffel gibt) das Sagen hat - stürzt der Zuschauer dank fabelhafter 3-D-Technik in abgrundtiefe Schluchten, um sich dann wenig später im neuseeländischen Landschaftpanorama wie in einer Western-Totalen zu verlieren.
Neben solchen Schauwerten, die alle Erwartungen des Aficionados erfüllen, überzeugt Jackson auch mit den Charakterzeichnungen seiner Hauptfiguren. Bei Thorin etwa deutet sich - ähnlich wie bei Aragorn in der "Herr der Ringe"-Trilogie - eine Entwicklung an; er wandelt sich vom rachsüchtigen Zwergenkrieger zum einsichtigen Führer. Auch Bilbo, den der brillant aufgelegte Martin Freeman als Kreuzung aus Couch Potato und Parzival spielt, besitzt Tiefe. Und Andy Serkis gewinnt selbst Gollum neue und verblüffende Züge ab.
Das Zusammentreffen von Gollum mit Bilbo am Ufer eines unterirdischen Sees ist dann auch eine der Schlüsselszenen der gesamten Tolkien-Saga. Dort findet Bilbo den magischen Ring, den Gollum verloren hat - und ein hochdramatisches Kammerspiel im Fantasy-Gewand entspinnt sich. Ian McKellen kam übrigens, nach eigener Aussage, bei dem Dreh an die Grenzen seiner Schauspielkunst. Wie er so tun musste, als sei er tatsächlich mit 13 Zwergen und einem Hobbit auf allerengstem Raum in einer Höhle zusammen - obwohl er in Wirklichkeit vor einem Green-Screen agierte - habe ihn fast zum Weinen gebracht, sagte der gefeierte Shakespeare-Darsteller.
Den Tränen nahe dürften ab kommender Woche auch viele Tolkien-Nerds sein. Denn Peter Jackson hat mit "Eine unerwartete Reise" den Standard in Sachen Fantasy-Film noch mal deutlich erhöht. Der erste Teil seines "Hobbit"-Epos glänzt mit unvergesslichen Bildern, er facht die Emotionen an und erschafft Momente voll verträumter Poesie. Ein Meisterwerk.
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